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„Ohne Selbstkritik wird es nicht gehen“

„Ohne Selbstkritik wird es nicht gehen“„Diese Aktion zeigt das ganze Problem der aktuellen Debatten um den Islam und Muslime in Deutschland: Entweder geht es um Islamfeindlichkeit oder um Islamverherrlichung. Es geht nicht um Probleme und mögliche Lösungen, sondern ausschließlich darum, die massive negative Berichterstattung über Moscheen und Muslime zu korrigieren, weil sie einem nicht gefällt. Ich habe eine ganz andere Erfahrung in Moscheen gemacht. Dabei gehöre ich zur Klientel, die regelmäßig Moscheen besucht, nicht nur an Feiertagen – ich praktiziere meinen Glauben. (…) Doch ohne Selbstkritik wird es nicht gehen. Also mache ich mal einen Anfang – mit einem alternativen, ehrlichen Moscheereport: Wir wurden als Kinder in der Moschee vom Imam mit einem Stock geschlagen. Unsere Eltern haben dies ausdrücklich erlaubt; Knochenbrüche gehörten in der Moschee zur Erziehung dazu; man erzog uns zu Islamisten und Nationalisten.

Kritische Distanz zu Parteien gab es damals nicht und gibt es auch heute nicht; wir lernten, Juden und Christen zu hassen. Interreligiöser Dialog wird heute noch weitestgehend verteufelt; wir hörten, dass die Deutschen unsauber seien. Deutsche Freunde waren verpönt. Die Imame lehrten uns, dass wir Allah und die Hölle zu fürchten hätten. Allah zu lieben war kaum ein Thema; ein Imam hatte eine Affäre mit seiner Praktikantin und ließ sie nach einem Jahr wieder fallen; einer Frau wurde vom Imam geraten, die Schläge ihres Ehemannes zu ertragen. Das mache sie zu einer besseren Gläubigen. (…) Ich weiß, diese Dinge zu hören tut Muslimen weh, und für fremde Augen lesen sich diese Zeilen vermutlich so, als hätten wir es mit IS-Ausbildungslagern zu tun. Doch waren solche extremen Beispiele leider nicht die Ausnahme, sondern in meiner Jugend in vielen Moscheen die Regel. Noch heute treffen wir leider in Ausnahmefällen wieder auf solche Probleme. Auch mir tun diese Zeilen weh, weil es Überwindung kostet, sie zu schreiben. Aber ich bin davon überzeugt, dass es gut ist, Unbequemes auszusprechen. Nur so können wir Debatten anstoßen.“ (Akif Şahin: „Friede, Freude, Moschee“)

 

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