Wen interessiert es, wenn die Palästinensische Autonomiebehörde einen Anschlag vereitelt?

Von Avi Issacharoff

Die kürzlich erfolgte Festnahme dreier palästinensischer Jugendlicher, die einen groß angelegten Terroranschlag geplant hatten, zeigt zum wiederholten Mal – und in diesem Fall besonders deutlich –, wie wichtig die dauerhafte Sicherheitszusammenarbeit zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) ist.

palipoliOft hört man diesen oder jenen israelischen Politiker, wie er solche Erfolge herunterspielt, etwa mit Behauptungen wie: „Sie haben es nötiger als wir“, worin sich auf das offenkundige Interesse der PA an der Sicherheitszusammenarbeit bezogen wird, die sich erhofft, so ihr Überleben im blutigen Konkurrenzkampf mit der Hamas zu sichern. Diese Behauptung ist richtig, jedoch unvollständig. Es stimmt, dass die Autonomiebehörde auf die Sicherheitszusammenarbeit mit Israel angewiesen ist, es muss jedoch auch gesagt werden, dass keine geringe Zahl von Israelis – sowohl Soldaten, als auch Siedler – ihr Leben den palästinensischen Sicherheitskräften zu verdanken haben.

Eine solche Aussage klingt angesichts der Aufhetzung durch die Palästinensische Autonomiebehörde, die in den Anfangsmonaten der „Lone Wolf Intifada“ grassierte, nahezu surreal. Aber es ist schwer, gegen Fakten und Zahlen zu argumentieren. Und Fakt ist, dass es palästinensischen Sicherheitskräften selbst in diesen vergangenen sechs Monaten gelungen ist, Dutzende – manche sagen Hunderte – von Anschlägen auf israelische Ziele zu vereiteln und somit weitere Verluste von Menschenleben zu verhindern.

Tatsächlich ist der mit der Verhaftung der Terrorzelle vereitelte Anschlag ein anschauliches Beispiel. Bei den Festgenommenen handelte es sich um drei Jugendliche aus drei unterschiedlichen Orten im Westjordanland, die sich in Ramallah getroffen hatten: Basel Mahmoud Ala’raj aus Al-Walaja, in der Nähe von Jerusalem, Mohammed Abdullah Harb aus Jenin und Haytham Sayaj, der eigentlich in Hebron wohnt und vorübergehend im Flüchtlingslager Kalandia lebte. Die drei, die offensichtlich ganz genaue Anweisungen hinsichtlich der Geheimhaltung ihrer Identität und der Verschleierung ihrer Pläne hatten, versuchten die ihnen gegebenen Direktiven auszuführen, wenn auch mit geringem Erfolg: Beim Versuch, ihre Personalausweise, Mobiltelefone und einen Laptop verschwinden zu lassen, gingen sie eher unvorsichtig und plump vor: ein Mitarbeiter der Straßenreinigung fand ihre gesamten persönlichen Gegenstände verstreut auf einer Straße der Stadt.

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Die drei verhafteten Palästinenser. Foto: Israelische Sicherheitsbehörden.

Lässt man ihre Unbeholfenheit außer Acht, so ist angesichts der Tatsache, dass sie sich die Mühe machten, ihre Personalausweise und Mobiltelefone wegzuwerfen, dennoch klar, dass sie hochmotiviert waren und sich auf ein Selbstmordattentat vorbereiteten – oder auf das, was im Laufe der Zweiten Intifada als „Opferattentat“ bekannt wurde und von dem klar ist, dass die Chance, mit dem Leben davon zu kommen, extrem gering ist. Es ist außerdem offensichtlich, dass es sich dabei um kein „spontanes Vorgehen“ handelte oder eine Aktion, die spontan beschlossen wurde, sondern um eine Tat, die von einer besser organisierten Infrastruktur geplant worden war, die an einem bestimmten Zeitpunkt dafür gesorgt hatte, dass sich das Trio zusammenfand, und die die Jugendlichen dann mit der erforderlichen Bewaffnung ausstattete: Als diese auf freiem Feld nördlich von Ramallah aufgegriffen wurden, trugen sie Handgranaten und Vorräte für einen längeren Aufenthalt im Freien bei sich.

Vorerst fällt der Verdacht auf die Hamas, die im vergangenen Halbjahr unzählige Attentatsversuche – auch innerhalb der Grünen Linie – unternommen hat. Die Organisation gab überdies eine Stellungnahme ab, in der sie die Festnahme verurteilte und ihr Sprecher in Gaza, Sami Abu Zuhri, nannte Berichte über die Zusammenarbeit zwischen dem palästinensischen Sicherheitsapparat und Israel im Umfeld der arretierten Zelle eine „gefährliche Entwicklung“. Dennoch wird trotz der Kritik seitens der palästinensischen Öffentlichkeit und der islamistischen Opposition die Sicherheitszusammenarbeit stärker denn je aufrechterhalten – zumindest vorerst. Und der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas (Abu Mazen) versucht auch nicht, diese Zusammenarbeit zu verheimlichen, sondern erklärt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass er beabsichtigt, sie beizubehalten – zumindest vorerst.

Und wie sieht es mit den Reaktionen in Israel aus? Stellen Sie sich für einen Moment die Resonanz vor, die geherrscht hätte, hätte der Shin Bet eine Meldung herausgegeben, wonach es ihm „nach intensiven Nachforschungen und dem Zusammentragen von Informationen“ in Zusammenarbeit mit den Elitetruppen der IDF gelungen sei, einen größeren Terroranschlag zu verhindern und drei bewaffnete Terroristen zu verhaften, die auf dem Weg waren, um ihren Anschlag durchzuführen. Die Story hätte wohl am nächsten Morgen die Schlagzeilen aller Medien gefüllt – inklusive ausführlicher Berichterstattung. Wir hätten zahlreiche Schilderungen vom Mut der Soldaten erhalten, die im Wissen ausgezogen waren, bewaffnete und gefährliche Terroristen aufzuhalten. Die Politiker würden uns erklären, dass die Festnahme ein Beweis für die Notwendigkeit fortgesetzter Militäraktionen der IDF in den palästinensischen Städten wäre. Da es jedoch die Palästinensische Autonomiebehörde und deren Sicherheitskräfte waren, die den Anschlag vereitelt haben, bevorzugen es die israelischen Medien – insbesondere die Printmedien – mit überwältigender Mehrheit, den Vorfall schlicht und einfach zu ignorieren.

Der Fairness halber sollte bemerkt werden, dass zumindest eine Nachrichtenagentur tatsächlich über die Festnahme der Terrorzelle berichtet hat. Das Problem ist nur, dass sie dabei ein kleines Detail ausgelassen hat: dass die drei von Sicherheitskräften der PA verhaftet wurden.

Auf Englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel. Avi Issacharoff ist Nahost-Analyst bei The Times of Israel.

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