Palästinenser verweigern Verhandlungen, Israel wird verantwortlich gemacht

Sehr geehrte orf.at-Redaktion,

in einer Meldung über die israelische Regierungsumbildung auf orf.at lese ich, dass die „ultrarechte Partei Israel Beitenu … Mitglied der rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanjahus“ werde. Der „ultrarechte Parteivorsitzende von Israel Beitenu“ solle neuer Verteidigungsminister werden, Israels Regierung „rückt damit noch weiter nach rechts.“ Auffällig ist, dass Charakterisierungen wie „ultrarechts“ oder die ebenfalls sehr beliebte Bezeichnung „ultranationalistisch“ ausschließlich in Bezug auf Israel Verwendung finden. Mir ist jedenfalls noch keine Meldung auf orf.at untergekommen, in der etwa von der ‚islamfaschistischen Hamas‘ oder der ‚ultranationalistischen Fatah‘ die Rede wäre.

Des Weiteren schreiben Sie: „Eine Wiederaufnahme der seit zwei Jahren brachliegenden Friedensgespräche mit den Palästinensern wird noch unwahrscheinlicher.“ Durch den Kontext erwecken Sie den Eindruck, als würden direkte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien an einer Gesprächsverweigerung Israels scheitern. Zutreffend ist jedoch das glatte Gegenteil: Immer wieder fordert Israels Premier Netanjahu die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen.

Es ist die palästinensische Führung, die sich Gesprächen verweigert. Es war der palästinensische Außenminister, der Anfang des Jahres erklärte, die Palästinenser würden „nie wieder“ an den Verhandlungstisch mit Israel zurückkehren. Gerade eben erst lehnte der palästinensische Ministerpräsident Rami Hamdallah direkte Verhandlungen ab, wie sie sein Gegenüber Netanjahu erneut gefordert hatte. Wäre es nicht die Aufgabe von orf.at, seine Leser faktisch korrekt zu informieren, anstatt Israel die Blockade des Friedensprozesses anzukreiden, die die palästinensische Führung zu verantworten hat?

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – unabhängige Nahost-Thinktank

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!