Israel behandelt syrische Giftgasopfer

Syrische Opfer von Chemiewaffen, die das Regime des syrischen Diktators Bashar al-Assad diesen Monat neuerlich eingesetzt haben soll, werden offenbar derzeit in israelischen Krankenhäusern behandelt – das berichtet Seth Frantzman, ein Journalist der Jerusalem Post mit guten Kontakten nach Syrien, unter Berufung auf den Sprecher einer syrischen Rebellengruppe und zwei ungenannte Quellen, die dies bestätigt haben sollen.

Bei dem Kampfstoff soll es sich um Chlorgas handeln, welches von Assads Streitkräften offenbar routinemäßig eingesetzt wird – nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen auch gegen Zivilisten in dicht besiedelten Gebieten. Der Chlorgasangriff soll sich in der Nähe des Berges Hermon, im israelisch-syrisch-libanesischen Grenzgebiet ereignet haben. Dort kämpfen Assads Truppen und die mit ihnen verbündete Schiitenmiliz Hisbollah seit Jahren gegen einige kleinere sunnitische Rebellengruppen, die fast überall in Syrien auf dem Rückzug sind, in dem gebirgigen Gelände, das im Westen an Israel grenzt, der Belagerung bislang jedoch teilweise standhalten konnten, wenn auch unter großen Opfern. Besonders prekär ist die Lage für die Rebellen um den südwestlich von Damaskus gelegenen Ort Beit Jinn, wo sie, ausgehend von den nördlichen Ausläufern des Golan noch einen schmalen, in west-östlicher Richtung verlaufenden Streifen kontrollieren, der im Norden, im Osten und im Süden von Assads Truppen belagert wird.

„Die Streitkräfte [Assads] haben eine strategische, von den Rebellen kontrollierte Position bombardiert, die ‚Bardaya-Hügel’ genannt wird“, teilte Abo Omar al Golany, der Sprecher des sunnitischen Rebellenbündnisses Revolutionärer Kommandorat in Quineitra und dem Golan, der Jerusalem Post mit. „Hubschrauber des Assad-Regimes haben explosive Fässer mit giftigen Gasen über dem Hügel abgeworfen.“ Laut einer „israelischen Quelle“, so Frantzman, seien die Opfer ins Ziv Medical Center in Safed eingeliefert worden.

Israel behandelt syrische GiftgasopferWie Abo Omar al Golany gegenüber der Jerusalem Post berichtet, seien die Gefechte in der Nacht vom 15. auf den 16. November besonders erbittert gewesen; dabei habe das Regime an mindestens drei Orten Giftgas eingesetzt. Danach seien die Verwundeten in Israel eingetroffen.

Russland tut unterdessen alles, um den routinemäßigen Giftgaseinsatz durch seinen Verbündeten Assad zu decken; im Oktober hatte Russland im UN-Sicherheitsrat sein Veto gegen eine Resolution eingelegt, die das Mandat des Gemeinsamen Ermittlungsmechanismus (JIM) von UNO und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in Syrien verlängert hätte. Zuletzt legte Russland am 22. November sein Veto gegen einen Plan Schwedens und Uruguays zu einer Aufrechterhaltung der Mission ein; die gemeinsame Untersuchungskommission sei „tot“, erklärte Russlands UN-Botschafter Vasily Nebenzya. Die OPCW wird weiterhin untersuchen, ob im syrischen Bürgerkrieg Chemiewaffen eingesetzt werden, sie hat aber kein Mandat, die dafür verantwortliche Kriegspartei zu benennen.

Im Ziv Medical Center in Safed werden regelmäßig Patienten aus Syrien behandelt, Kinder und Alte; üblicherweise würden in seinem Krankenhaus zu jeder Zeit zehn bis zwanzig Patienten aus Syrien versorgt, sagte der Direktor der Einrichtung, Salman Zarka, vor einigen Monaten in einem Interview. Immer wieder werden im Ziv Medical Center syrische Babys geboren. Mehr als 3000 Syrer wurden in den letzten vier Jahren insgesamt in Israel behandelt. Derzeit errichten die israelischen Streitkräfte (IDF) mehre neue Krankenhäuser zur Versorgung syrischer Patienten, sowohl auf israelischer Seite als auch auf syrischem Gebiet um die von Rebellen gehaltene Stadt Quneitra. Laut IDF-Angaben hat sich zudem die Menge der nach Syrien gelieferten Lebensmittel im vergangenen Jahr verzehnfacht; von einigen Dutzend Tonnen in den Jahren 2013 bis 2016 auf 360 Tonnen allein im Zeitraum von 2016 bis 2017.

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