Sehr geehrte Presse-Redaktion,
in der gestrigen Presse-Ausgabe schrieben Sie: „Knapp zwei Dutzend Orte sind in Syrien belagert, der Hunger der Bevölkerung wird von den Kampfparteien oft als Druckmittel benutzt.“ Auch wenn es stimmt, dass sowohl das syrische Regime als auch dessen Kontrahenten Hungerblockaden als Kriegswaffe einsetzen, vermittelt die von Ihnen gewählte Formulierung ein recht verzerrtes Bild der Realität. Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation The Syrian Campaign zufolge unterliegt insgesamt rund eine Million Syrer Hungerblockaden – aber 99 Prozent davon leben in Orten, die vom Regime und seinen Verbündeten belagert werden. Die Hunderten Syrer, die in den vergangenen Jahren verhungert sind, fielen ausschließlich Blockaden durch das Regime zum Opfer; kein einziger Mensch verhungerte im Zuge einer Belagerung durch dessen Gegner. Im überwältigenden Teil der Fälle ist es somit das Assad-Regime, das den Hunger zur Waffe im Krieg gegen die eigene Bevölkerung macht.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank