Von Thomas von der Osten-Sacken
Eine weitere kleine Revolution wird dieser Tage aus Tunesien gemeldet. Am 25. Oktober erhielt die „Vereinigung der Freidenker“ ihre offizielle Registrierung und kann sich damit stolz der erste derartige Verein nicht nur in Tunesien, sondern der ganzen arabischen Welt nennen. In fast allen arabischen Ländern gelten noch sogenannte Häresie-Paragraphen, Atheisten werden häufig drakonisch bestraft. Gleiches gilt für Menschen, die als Muslime geboren wurden und konvertieren. Dass in Tunesien eine solche Organisation nun auch offiziell anerkannt wurde, zeigt einmal mehr, wie weit inzwischen die Transformation des Landes fortgeschritten ist, in dem 2011 der arabische Frühling ausgebrochen ist und es danach weder zu einem Putsch kam, noch ein Bürgerkrieg ausbrach.
Erst kürzlich fielen in Tunesien die letzten Überreste der Scharia im Zivil- und Eherecht, denn nun ist es muslimischen Frauen gestattet, auch nicht-muslimische Männer zu heiraten, außerdem werden sie im Erbrecht gleich behandelt.
„L’Association des libres penseurs“ (ALP) will sich für eine noch stärkere Trennung von Staat und Religion einsetzen und fordert außerdem, dass religiöse Gebote wie das Fasten im Ramadan nicht mehr staatlich durchgesetzt und in Schulen der Religionsunterricht abgeschafft wird. Der Vorsitzende der ALP, Hatem Liman, erklärte, man befinde sich allerdings erst am Anfang eines langen Kampfes dafür, dass Tunesien ein wirklich freies und demokratisches Land werde.