Ein Streit unter Antisemiten

Von Alexander Gruber

Es ist geradezu eine Konstante der Politik nahöstlicher Potentaten und Kleriker, sich in anti-israelischer Rhetorik zu überschlagen. Erneut zu beobachten war dies im Gefolge der kürzlich von IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi ausgesprochenen Drohungen gegen den jüdischen Staat, denen in weiterer Folge der Großmufti von Saudi-Arabien nicht nachstehen wollte. Damit stellte er aufs Neue unter Beweis, dass Antisemitismus im Nahen Osten stets noch als probates Mittel der Welterklärung fungiert.

IS-Abu-Bakr-al-Bagdadi

In seiner am 26.12. ausgestrahlten Rede hatte al-Baghdadi ausgeführt, dass der IS Israel nicht vergessen habe und der jüdische Staat schon bald einen „hohen Preis“ zu zahlen haben werde:

„‚The Jews thought that we forgot to Palestine and that they had diverted our attention from it,‘ said Al Baghdadi in the recording posted to social media outlets. ‚Not at all, Jews. We have not forgotten Palestine. Allah will not forget it. … Palestine will not be your land or your home, but for you it will be a graveyard,‘ Al Baghdadi declared. ‚Allah has gathered you in Palestine so that the Muslims may kill you. … The leaders of the jihad fighters will surround you on a day you think is far, but we see it as close. We are coming closer to you day by day’.”

Alles nicht wahr, entgegnete der saudische Großmufti Abdul Aziz. Al-Baghdadis ebenfalls in der Rede enthaltener Aufruf zum Aufstand gegen Saudi-Arabien zeige vielmehr, dass die Kämpfer des Islamischen Staates selbst israelische Soldaten seien: eine Bande von Ketzern, die durch die von Riad geführte islamische Militärallianz besiegt werde.

„‚This threat against Israel is simply a lie. Actually, Daesh is part of the Israeli soldiers,‘ said the grand mufti … during a telephonic interview with Saudi Gazette. Criticising the militant group, he said the members of the terror outfit were causing a deal of harm to Islam and Muslims. ‚They cannot be considered as followers of Islam. Rather, they are an extension of Kharijites, who rose in revolt against the Islamic caliphate for the first time by labeling Muslims as infidels and permitting their bloodletting.‘”

Ein Antisemit fühlte sich von einem anderen bei der Ehre gepackt und reagierte darauf so, wie unter Judenhassern üblich: mit realitätsfremden Verschwörungstheorien über den zersetzenden Charakter der Juden. Darin sind sich schließlich von Al-Baghdadi über den saudischen Mufti bis zum syrischen Regime und dessen iranischen Förderern alle einig.

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