Der Rabbiner mit den Röntgenaugen

Von Erwin Javor 

Der Moskauer Oberrabbiner und Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, war in Wien zu Gast. Dabei fiel er in der Öffentlichkeit vor allem durch Aussagen über die Blödheit einiger Wiener Juden auf. „Als Gott die Intelligenz verteilte, stellte sich nicht jeder an“, lautete eine seiner meistzitierten Wortspenden. Damit bezog er sich auf Juden, die rechtspopulistische Parteien – wegen deren Anti-Islam-Rhetorik – wählen würden. Er behauptete, dass deshalb auch „ein nicht unwesentlicher Teil“ der Juden bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl Hofer gewählt hätte.

Interessant. Ich wusste zwar, dass es die Aufgabe eines frommen Mannes ist, die Heiligen Schriften in- und auswendig zu können und Gott möglichst nahe zu sein. Aber ein Rabbiner, der Gott so nah ist, dass er mit Röntgenaugen den Ursprung der anonym abgegebenen Wahlzettel durchschauen kann, das ist was! Ich mit meinen beschränkten Fähigkeiten behaupte nämlich das Gegenteil. Aber wenn wir ehrlich sind, nicht einmal die Wahrscheinlichkeitsrechner und ihre Statistik-Akrobatik schaffen es, Hochrechnungen über jüdische Wählerströme anzustellen, weil es dafür zu wenige Juden gibt. Aber Goldschmidt weiß es halt.

Das erinnert mich an die Geschichte, in der einem Oberrabbiner ein Engel erschien und sagte: „ Als Belohnung für deine guten Taten, schenke ich dir entweder unermessliche Weisheit oder unermesslichen Reichtum. Du kannst wählen.“ Der Rabbiner antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Natürlich wähle ich die Weisheit!“ Der Engel erledigte das, flog wieder nach Hause und der Oberrabbiner sperrte sich glücklich in seine Bibliothek ein und war weise. Nach einigen Tagen begann man ihn zu vermissen und wunderte sich, dass er nicht einmal rauskam, um etwas zu essen oder zu trinken. Schließlich, nach acht Tagen, öffnete sich die Tür, ein erschöpfter Oberrabbiner kam heraus und seine Anhänger bestürmten ihn: „Was hast du für Erkenntnisse gewonnen? Sag es uns!“ Der Oberrabbiner antwortete: „Ich hätte das Geld nehmen sollen.“

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