„Es gibt sicher Wichtigeres, zum Beispiel die Ablehnung des Antisemitismus und die historischen Lektionen aus dem Holocaust. Wenn etwas ‚deutsche Leitkultur‘ ist, dann wohl das. Viele Lehrer mögen jedoch den Holocaust kaum noch diskutieren, weil manche muslimische Schüler behaupten, er sei eine Erfindung oder eine Ablenkung von den Verbrechen Israels an den Palästinensern. Doch da muss man knallhart bleiben und darf keine Zugeständnisse machen. Wir brauchen dringend eine offene Debatte darüber, inwiefern Nationalstaaten gegenüber Migranten bestimmte Anpassungsforderungen stellen dürfen. Und inwiefern sie Zugeständnisse an Kultur und Religion von zugewanderten Minderheiten machen sollen oder müssen. (…)
Im Konflikt um die weltweite Deutungshoheit des Islam sollten sich die liberalen Muslime viel entschiedener in die öffentliche Debatte einschalten und der starken konservativen, zum Teil fundamentalistischen Strömung der Muslime in Europa entgegentreten. Eine Kultur kann sich verändern. (…) Die tiefe Krise der islamischen Welt strahlt auch auf die Muslime in Europa ab. Doch an dieser Krise wird sich nichts ändern, solange diese Länder ihren beliebten alten Verschwörungstheorien anhängen und die Juden, den Westen, den Kolonialismus oder welche äußeren Feinde auch immer für ihre Misere verantwortlich machen. Es ändert sich erst etwas, wenn das Bewusstsein wächst, dass man sich selber und die eigene Kultur reformieren muss – von innen heraus.“ (Interview mit Ruud Koopmanns: „Multikulturalismus und Identitätspolitik. ‚Ein schöner Spielplatz für die Eliten‘“)