Sehr geehrter Herr Schüller,
Sie schließen Ihren Bericht über den „‚neuen‘ Iran des Hassan Rohani” im heutigen Ö1-Morgenjournal mit den Worten: „Rohanis Regierung ist vorerst eine Art große Koalition aus Reformern und Konservativen: Sollte die Annäherung an den Westen spürbare Erfolge zeigen, könnten sich die Gewichte zugunsten der liberalen Kräfte verschieben.” Nun ist Hassan Rohani seit der islamischen Revolution von 1979 ein getreuer Weggefährte des heutigen Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei und hat niemals auch nur eine Andeutung gemacht, dass er am iranischen System der „Herrschaft der Rechtsgelehrten” die geringste Änderung vornehmen möchte. Wenn aber die Trennung von Staat und Religion eines der grundlegenden Charakteristika jeder Form von Liberalismus ist, wie können Sie dann von Verfechtern der islamistischen Theokratie als „liberalen Kräften” sprechen? Traurige Realität ist, dass die liberalen Kräfte im Iran nicht in der Regierung, sondern in den Gefängnissen und Folterkellern des Regimes zu finden sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Alexander Gruber
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)