„Die kurdische Miliz, die den US-amerikanischen Luftkrieg gegen den Islamischen Staat mit Bodentruppen unterstützt, hat in dem Gebiet, das sie im Norden Iraks kontrolliert, systematisch die Menschenrechte verletzt, indem sie die Verdrängung zehntausender Araber und die Flucht einer noch größeren Zahl von Kurden aus der Region verursacht hat. Eine über sechs Monate hinweg durchgeführte Untersuchung zeigt, das die Miliz, die Berichten zufolge stark vom Iran und dem Assad-Regime beeinflusst wird, seit 2013 Araber mit Waffengewalt aus ihren Wohnungen gezwungen und Letztere gesprengt, abgebrannt oder mit Planierraupen dem Erdboden gleichgemacht hat. The Nation hat mehr als 80 Araber und syrisch-kurdische Flüchtlinge aus der Region sowie Milizvertreter, ehemalige Milizangehörige, ehemalige syrische Regierungsbeamte, politische Aktivisten und Behördenvertreter in Kurdistan-Irak interviewt.
Das Tempo der Vertreibungen nahm dramatisch zu, nachdem die Vereinigten Staaten sich Mitte 2015 an den Operationen gegen den Islamischen Staat in Syrien zu beteiligen begannen und die kurdische Miliz den Arabern mit Luftangriffen drohte, falls sie ihre Dörfer nicht verließen. Nach einer Verlangsamung 2016 werden die Vertreibungen fortgesetzt, während die Miliz zugleich gegen ihre politischen Gegner vorgeht und diese inhaftiert, foltert oder verbannt. Kurdischen Menschenrechtsbeobachtern in der Türkei zufolge, sind zudem mindestens 300.000 syrische Kurden aus der Region ins benachbarte Kurdistan-Irak geflüchtet und weitere 200.000 in die Türkei, um dem Zwangswehrdienst und der politischen Unterdrückung durch eine Gruppe zu entgehen, die darauf besteht, in der Manier eines Einparteienstaats zu regieren. Sollte die syrisch-kurdische Miliz die Grenzen öffnen, würde Behördenvertretern in Kurdistan-Irak zufolge mindestens die Hälfte der von der Miliz kontrollierten kurdischen Bevölkerung fliehen. Die Miliz, die sogenannten Volksschutzeinheiten (YPG), ist der syrische Flügel der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), die sich – mit Unterbrechungen – seit 1984 im bewaffneten Kampf mit dem türkischen Staat befindet, der 2015 wieder aufgenommen wurde und bislang anhält.“ (Roy Gutman: „Have the Syrian Kurds Committed War Crimes?“)