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Wie Religion junge Schiiten aufs Schlachtfeld lockt

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Wandbild in Teheran zeigt die Wiederkehr des Mahdi

„Mariam Mahdipur sagt, ihr Mann habe das Unrecht, das den Syrern widerfahre, dokumentieren wollen. ‚Dass er dort hinging, war das Werk Gottes‘, erklärt sie. Er habe ein Buch gelesen, in dem gestanden habe, dass die Ankunft des Mahdi bevorstehe. Der Mahdi ist der islamische Messias. Im in Iran dominanten schiitischen Glauben handelt es sich um den zwölften Imam, den letzten legitimen Führer der Muslime, der laut Überlieferung im 9. Jahrhundert entrückt wurde und zum Ende der Zeiten als Imam Mahdi zurückkehren soll. Ein Zeichen dafür, dass die Apokalypse bevorstehe, sei, dass Syrien fallen werde, erklärt die Witwe weiter. ‚Der Märtyrer Hadi Baghbani, Freund des Mahdi‘, steht unter dem Bild mit den Wolken. Jeder könne jederzeit ums Leben kommen, sie habe ihren Mann in Gottes Hände gegeben, sagt Mahdipur. (…)

In Syrien gefallene iranische Kämpfer waren anfangs ein Tabuthema. Mit der Zunahme der Todesopfer werden diese jedoch immer offener als Märtyrer gefeiert. Jene Fraktion, welche in den Krieg involviert ist, möchte sich öffentliche Unterstützung sichern und den Befürwortern einer politischen Lösung für Syrien den Weg verbauen. Über einer Autobahn Teherans blickt neuerdings der in Syrien getötete General der Revolutionsgarden, Hossein Hamadani, von einem riesigen Märtyrer-Plakat herab. Social-Media-Kanäle wie Instagram sind voll mit Märtyrer-Bildern oder Videos von Kämpfern. Hassan Shemshadi, ein Journalist des iranischen Staatsfernsehens, veröffentlicht Bilder von der Front in Syrien und von getöteten Kämpfern auf seinem Instagram-Konto, das über 100 000 Anhänger hat. (…)

Iraner betonen gerne, dass ihr Land nie Angriffskriege geführt habe, sondern sich wiederholt mit hohem Blutzoll gegen Aggressionen wie jene des Iraks oder gegen Intrigen westlicher Mächte habe verteidigen müssen. Iran bemüht sich, auch den Syrien-Krieg als Verteidigungskrieg darzustellen, obwohl beim besten Willen nicht behauptet werden kann, die syrischen Aufständischen hätten Iran angegriffen.“ (Monika Bolliger: „Wie die Religion junge Schiiten auf das Schlachtfeld lockt“)

 

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