Unlängst distanzierte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich in einem Presse-Interview vom islamistischen Terror, indem er erklärte, dieser habe mit dem Islam nicht das Geringste zu tun. Deswegen halte er es eigentlich auch für eine Zumutung, zu Distanzierungen überhaupt gezwungen zu werden. Ähnlich reagierte der Zentralrat der Muslime in Deutschland, der in den Pariser Anschlägen einen „Verrat des Glaubens“ sah, der die „muslimischen Prinzipien in den Dreck gezogen“ habe. Wie unpassend für die europäischen islamischen Verbände und deren Vertreter, dass maßgebliche islamische Institutionen ihre Einschätzungen des IS nicht teilen. Die ägyptische al-Azhar Universität etwa, die als angesehenste und wichtigste islamische Universität der Welt gilt, weigert sich, den „Islamischen Staat“ als unislamisch zu bezeichnen und ihn entsprechend zu verurteilen.
Kritische Stimmen führen aus, warum das so ist. So etwa Sheikh Muhammad Abdullah Nasr, ein Gelehrter des Islamischen Rechts und selbst al-Azhar-Absolvent, der mit seiner Antwort auf die Frage aufhorchen ließ, warum die islamische Hochschule sich denn nicht zu solch einer Verurteilung durchringen könne:
„It can‘t [condemn the Islamic State as un-Islamic]. The Islamic State is a byproduct of Al Azhar‘s programs. So can Al Azhar denounce itself as un-Islamic? Al Azhar says there must be a caliphate and that it is an obligation for the Muslim world [to establish it]. Al Azhar teaches the law of apostasy and killing the apostate. Al Azhar is hostile towards religious minorities, and teaches things like not building churches, etc. Al Azhar upholds the institution of jizya [extracting tribute from religious minorities]. Al Azhar teaches stoning people. So can Al Azhar denounce itself as un-Islamic?”