„Erst vor wenigen Wochen haben hochrangige türkische Politiker den Wunsch geäußert, in Deutschland und den Niederlanden Wahlkampf zu machen. Beide Länder haben ihnen klar gemacht, dass politische Einmischungen dieser Art nicht akzeptiert werden. Die Türken waren sauer. Wie war es nur möglich, dass man ihnen nicht gestattete, Treffen so abzuhalten, wie sie es gerne getan hätten? Wo bleibt da die Demokratie? Die meisten Kommentatoren in Israel wie in Europa haben die deutsche Position mit Begeisterung aufgenommen. Zu Recht. Es gibt schließlich Dinge, die sich nicht gehören. Ausländische Politiker fahren nicht in ein anderes Land, um sich dort in die Politik einzumischen.
Und plötzlich stehen alle oder die meisten meiner Kollegen und Freunde, die eigentlich wissen, dass es in den internationalen Beziehungen Dinge gibt, die man nicht tut – die gegen Netanjahus Erscheinen vor dem Kongress waren, die begeistert waren davon, wie Deutschland sich Erdogan entgegengestellt hat – wie Roboter an die Seite des deutschen Außenministers gegen Netanjahu. Welche Heuchler ihr seid! Heuchler, weil es dieses Mal so viel schwerwiegender ist. Netanjahu ist zum amerikanischen Kongress gefahren, um für israelische Interessen zu kämpfen. Sigmar Gabriel besteht darauf, sich mit Organisationen der radikalen Linken zu treffen, die der anti-israelischen Propaganda das Wort reden. Gabriel hat erklärt, dass sich jeder ausländische Politiker, der nach Israel kommt, mit solchen Organisationen treffen könne. Bitte? Weil die Deutschen es ja den türkischen Politikern gestattet haben, sich mit Türken zu treffen? Haben sie eben nicht.“ (Ben-Dror Yemini: „Deutsche Heuchelei in Israel“)