Sehr geehrte Standard-Redaktion,
in Ihrem Bericht über die Entscheidung des Gouverneursrats der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), auf eine weitere Untersuchung möglicher militärischer Komponenten des iranischen Atomprogramms zu verzichten, ist über einen jüngst veröffentlichten Report zu lesen: „Dem IAEA-Bericht zufolge stand Teheran niemals kurz vor dem Bau einer Atombombe“. Das ist eine sehr selektive und daher recht irreführende Zusammenfassung des IAEA-Berichts, die einen seiner Kernpunkte verschweigt. Denn niemals könnte ein Leser Ihres Artikels erahnen, was abgesehen davon in dem Dokument ebenfalls festgehalten wurde: dass das iranische Regime bis 2003 im Rahmen eines „strukturierten Programms“ eine Reihe von Aktivitäten betrieben habe, die für die Entwicklung atomarer Sprengköpfe relevant seien, dass es bis 2009 weitere atomwaffenrelevante Anstrengungen unternommen habe und dass manche dieser Aktivitäten nach wie vor im Gange sein könnten. Anders gesagt: Obwohl der Bericht, wie Sie feststellen, „rein technischer Natur“ ist, wird darin dennoch unmissverständlich festgestellt, dass das iranische Regime über mehr als ein Jahrzehnt hinweg die Weltöffentlichkeit über den Charakter seines Atomprogramms konsequent belogen hat, das eben keineswegs rein friedlicher Natur war.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank